Stefan Voigt ist so wie das Quad, mit dem er meist unterwegs ist: Laut und etwas ungewöhnlich. Seit etwa vierzig Jahren hegt er seine Leidenschaft für Höhlen und hat dabei schon viele Wegbegleiter kommen und gehen sehen.
Als Vorsitzender führt Stefan nun seit über dreißig Jahren den Arbeitskreis Kluterthöhle e. V. und sorgt mit nimmermüdem Engagement dafür, dass der AKKH der aktivste Höhlenverein der Region bleibt. Immer mit vollem persönlichen Einsatz an vorderster Stelle bei der Suche nach neuen Höhlen versteht er es wie kein zweiter seine Kameradinnen und Kameraden mitzuziehen. Mit seiner Kompetenz und offenen Art hat er sich regional und überregional einen Namen gemacht und ist oft erster Ansprechpartner in Sachen Höhle. Eine Auflistung seiner Entdeckungen und Veröffentlichungen würde hier den Rahmen sprengen. Zu seinen neusten Coups zählen der Kauf des Schwelmer Tunnels mit acht Höhlen sowie der Höhlen entlang der Bahntrasse am Klutertberg, um die Höhlen so für den Naturschutz und die Nachwelt zu erhalten. Nach der großen Sanierung der Kluterthöhle treibt Stefan gerade das Verfahren zur Widmung des Klutertbergs und seiner Höhlen als Nationales Naturmonument voran.
Gang in eine neue Höhle? Pfingstsamstag auf Höhlensuche am Klutertberg.
Foto: U. Brämer
Am 12. Mai 2018 hat der Verband der Deutschen Höhlen- und Karstforscher e. V. anlässlich seiner Jahrestagung in Iserlohn-Letmathe Stefan Voigt für außergewöhnliche Leistungen in der deutschen Höhlenforschung den Dr. Benno Wolf Preis 2018 verliehen.
Nachfolgend die Wiedergabe der Laudatio von Andreas Wolf (es gilt das gesprochene Wort): ... Mit dem Dr. Benno Wolf Preis werden besondere Leistungen im Höhlenschutz und in der Höhlenforschung verliehen, sowie ein Zeichen gegen Intoleranz und Unfreiheit in der wissenschaftlichen Forschung gesetzt. Der Dr. Benno Wolf Preis wird heute an Hr. Stefan Voigt aus Ennepetal verliehen. Worin liegt die Entscheidung des Vorstandes des VdHK begründet? Weil Stefan Quad fährt und / oder Lederhosen trägt? Doch der Reihe nach: Geboren 1963 in Ennepetal, führte es ihn schon in seinen frühen Jugendjahren abenteuerlich ausgerüstet mit Taschenlampen, langer Unterbekleidung und Wollpulover in die sauerländische und schwäbische Unterwelt. Mit 16 Jahren versuchten seine Eltern die gefährlichen Aktivitäten ihres Sohnes mit dem Eintritt in den Arbeitskreis Kluterthöhle in sichere Bahnen zu leiten. Damit wurde ein Startschuss ausgelöst, der ihn in seiner mehr als 40 jährigen Höhlenforscherkarriere von Ennepetal über die Höhlen des Sauerlandes, Rheinisches Schiefergebirge, Bergischen Land, die bayrischen karstigen Hochflächen des Steinernen Meeres, Rumänien, Kambotscha, Laos und den Oman führte. Exemplarisch seien speläologische Erfolge in der Kluterthöhle, Heilenbecker Höhle, Cater Magara, Schneiber Höhlenpark, Simonhöhle, Rosperhöhle oder Blätterhöhle genannt. Mehr als 100 Veröffentlichungen, hunderte von Plänen, Gutachten, Vorträge, aber auch die Fähigkeit als Netzwerker die Belange der Höhlenforschung und Höhlenschutzes bei Universitäten, Behörden, Geoparks und politischen Entscheidungsträgern zum Wohle aller Beteiligten salonfähig zu machen, zeugen von seinem umfangreichen, interdisziplinären und integrienden Leistungsspektrum. Höhlenforschung braucht Strukturen und da war es für Stefan selbstverständlich sich ab 1983 in der Vorstandsarbeit des Arbeitskreis Kluterthöhle einzubringen. Seit 31 Jahren füllt er den Posten des 1. Vorsitzenden ununterbrochen aus. Beruflich lernte er das Handwerk des Garten- und Landschaftsgärtners, legte 1989 die Meisterprüfung ab und eröffnete 1998 sein eigenes Garten- und Landschaftsbauunternehmen. Umfangreiche Neuentdeckungen führen immer wieder zu der Gratwanderung zwischen Veröffentlichung dem Schutz des Neuen. "Wer die Gnade hat, so viele Höhlen zu entdecken, hat auch die Pflicht diese Naturschätze zu sichern und für die Nachwelt zu erhalten." Daraus resultierte 1981 die Idee, alle neu entdeckten Höhlen zu verschließen und durch Verträge für die Höhlenforschung und die Nachwelt zu sichern. Gepaart mit einer geschickten Öffentlichkeitsarbeit, Ausdauer und Zähigkeit, aber auch Freundlichkeit und Kompromissbereitschaft einigte man sich schließlich nach drei Jahren Ringen auf ein umfangreiches Vertragswerk, in dem die Stadt Hagen die Aufgaben der Höhlenforschung und des Höhlenschutzes komplett auf den Arbeitskreis Kluterthöhle übertrugen. Das Ennepetaler Modell war geboren und wurde im Laufe der Zeit mit zahlreichen weiteren Landkreisen umd Kommunen immer leicht modifiziert abgeschlossen: 1991 Ennepetal, 1994 Engelskirchen, Ennepe-Ruhr-Kreis, Rhein-Sieg-Kreis, 1996 Wuppertal, 1997 Schwelm, 1997 Geologischer Dienst NRW und 2002 Oberbergischer Kreis. Der Deutsche Landschaftspflegepreis 2011 für die Höhlenforschung und den Höhlenschutz wurde ihm vom Oberbergischen Land verliehen. Unser Dank gilt natürlich auch seiner Familie und den ungenannten Höhlenforscherkollegen, die seine Aktivitäten begleiten und unterstützen. Das Ennepetaler Modell entwickelt sich aber weiter. Der beste Naturschutz ist der Grundstückskauf. Die GALABAU Voigt GmbH kaufte und kauft derzeit Grundstücke mit karstkundlichem Hinter- und Untergrund zum langfristigen und nachhaltigen Schutz, derzeit 35 ha mit gut 26 Höhlen. Verbrieft im Grundbuch und mit dem Blick in die Zukunft, nicht die Asche, sondern das Feuer an die zukünftigen Generationen weiterzureichen. Höhlenforschung und Höhlenschutz, integriert in die abgestimmte Landschaftspflege und kombiniert mit der Unterstützung der Behörden, lassen sich wie hier beschrieben, im Ehrenamt realisieren und eigenständig finanzieren. Dies wurde und wird von Stefan vollumfänglich und nachhaltig zukunftsweisend seit Jahrzehnten umgesetzt und gelebt. Aus genannten Gründen gebührt Stefan Voigt der Dr. Benno Wolf Preis 2018. ...