Bei der Meldung von Höhlenfunden am Döppersberg dürfte der eine oder andere Leser geneigt sein, sich zu vergewissern, dass diese Nachricht nicht vom 1. April stammt. Immerhin ist der Döppersberg im Zentrum von Wuppertal-Elberfeld umfangreich bebaut und das auch mit einem Tiefbunker und dem ehemaligen Fußgängertunnel in die Tiefe. Bei dem nun stattfindenden, nicht ganz unumstrittenen Umbau handelt es sich um eine der größten Baumaßnahmen, die derzeit in Nordrhein-Westfalen abgewickelt wird. Damit verbunden ist eine mehrjährige Komplettsperrung und Tieferlegung der durch die Talachse laufenden Bundesstraße 7.
Am Döppersberg befindet sich Gestein der Oberen Honseler Schichten aus der Zeit des oberen Mitteldevons. Diese Schicht wird vornehmlich von Tonschiefern und Grauwacken gebildet, die einen mehr oder minder hohen Kalkgehalt haben können. Daneben treten auch Einlagerungen von reinem Kalk auf, die aus Korallen- und Stromatoporenriffen entstanden sind. Gerade diese lokalen Kalklinsen sind oft sehr stark verkarstet und haben Höhlen gebildet. In den gleichen Oberen Honseler Schichten liegen in nur ca. 1,5 km Entfernung vom Döppersberg mit den Hardthöhlen immerhin die längsten Höhlen des Rheinlands. Trotzdem soll gutachterlich erklärt worden sein, dass sich am Döppersberg keine Höhlen befinden. In Anbetracht der vorgenannten Gegebenheiten eine sicherlich steile These. Auch der Glaube, dass sich südlich der Wupper keine Höhlen gebildet haben, ist geologisch nicht begründbar. Ein Beispiel ist die bereits vor langer Zeit zerstörte Zwergenhöhle an der Kluse.
Mit der weiteren Vertiefung der Baugrube wurde von einem aufmerksamen Mitglied des Arbeitskreises Kluterthöhle e.V. registiert, dass Kalkstein angeschnitten worden war. Auch wurde der vermehrte, unplanmäßige Verbrauch von Flüssigbeton bekannt, der im Untergrund die gesetzten Anker verfestigen soll. Unter Vermittlung des Umweltressorts der Stadt Wuppertal durften zwei Mitgliedern des AKKH am 19. Juni die Baustelle zur Höhlensuche betreten. Zur Überraschung der Bauleitung wurde zunächst am südlichen Hang der Baugruppe unterhalb der ehemaligen Bahndirektion eine erste Höhle entdeckt.
Schnell wurde klar, wohin der Flüssigbeton verschwunden war. Trotzdem war noch eine Höhle mit Laugformen und Tropfsteinen erhalten geblieben, die vermessen und als Döppersberghöhle I in das Höhlenkataster aufgenommen wurde.
Eine zweite, tiefer gelegene Höhle (Döppersberghöhle II) wurde im Bereich der neu verlegten Abwasserleitungen entdeckt. Der Lehm zeigte hier, dass das Objekt bei höherem Wasserstand von der Wupper geflutet wurde. So konnte zum ersten Mal eine Höhle mit direkter hydrologischer Verbindung zur Wupper entdeckt werden. Weitere Laugformen im Kanalbereich zeigten, dass auch diese Höhle ursprünglich länger war.
Beide vom AKKH entdeckten Höhlen waren sicherlich vormals länger und standen möglicherweise in Verbindung. Eine intensivere Erforschung war im laufenden Baubetrieb nicht möglich. Mittlerweile sind durch den weiteren Baufortschritt auch die dokumentierten Teile zerstört. Immerhin hatte die Stadt dem AKKH auf Anfrage die Möglichkeit eröffnet, die Höhlen vor der Überbauung aufzunehmen und zu dokumentieren. Die Zerstörung der Höhlen war unter den gegebenen Umständen aufgrund der Überbauung unvermeidbar. Im Höhlenkataster werden die Höhlen als Döppersberghöhle I und II aufgenommen – entdeckt und zerstört im Jahre 2015.