Bei der Entdeckung und Erforschung geht es der Höhle ähnlich wie dem Menschen bei der Geburt und dem Aufwachsen: Man kann sich den Zeitpunkt und das soziale Umfeld nicht aussuchen. Der Wuppertaler Osten ist dafür zumindest kein gutes Pflaster und es bedarf etwas Glück, dass aus beiden etwas wird.
Die Frettlöhrhöhle erblickte das Licht der Welt bereits vor mehr als einhundert Jahren, als der Steinbruchbetreiber Frettlöhr auf den Höhleneingang stieß. Obwohl kaum mehr als 20 Meter lang, war diese Entdeckung doch bemerkenswert, denn im Wuppertaler Teil des rheinisch-westfälischen Massenkalkzugs sind Höhlen nicht gerade ausgedehnt und häufig anzutreffen. Nach der Aufgabe des Steinbruchs wuchs die Bebauung mit einem Wohnhaus zur naheliegenden Rittershauser Straße (heute Langerfelder Straße) und einem Hinterhaus für die Gewerbenutzung bis direkt an die Höhle heran. Zunächst als Lager genutzt, geriet die Höhle in die Wirren des zweiten Weltkriegs und wurde dort brachial für den lokalen Luftschutz ausgebaut. Entlang von Klüften wurde der Hauptgang weiter aufgesprengt, so dass etlicher Tropfsteinschmuck zerstört und eine durchgehende Gangbreite von etwa 3 Metern geschaffen wurde.
Der Arbeitskreis Kluterthöhle e.V. bemühte sich bereits seit den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts um die Genehmigung für die Erforschung und Betreuung der Höhle, was von den jeweiligen Eigentümern (nicht ohne Grund) abgeblockt wurde. Erst im Jahr 2021 konnte mit dem neuen Eigentümer nach monatelangen Verhandlungen ein Betreuungsvertrag abgeschlossen werden, so dass sich die Mitglieder in der zweiten Jahreshälfte der Erforschung – bzw. der Rettung – der Höhle widmen konnten.
Die Höhlenforscher waren vorab über den schlechten Zustand der Höhle informiert. Denn ab 1945 wurde dort sowohl Nachkriegsschutt, als auch Müll unterschiedlicher Gewerbebetriebe und der Anwohner entsorgt. Die vorgefundene Situation sprengte dann aber doch die schlimmsten Befürchtungen. Bei etlichen Samstagseinsätzen wurden 30 Kubikmeter Bau- und Bombenschutt, 14 Kubikmeter Hausmüll, 2 Kubikmeter kontaminiertes Erdreich, 5 Kubikmeter Metallschrott und 1,5 Kubikmeter Altglas sortiert und mittels Schub- und Sackkarren aus der Höhle transportiert, auf LKW verladen und abgefahren.
Durch die vielen ehrenamtlichen Arbeitsstunden der Höhlenforscher und der Übernahme von Entsorgungskosten konnte dem Eigentümer vermutlich eine hohe fünfstellige Summe erspart werden. Eine ganz besonders gravierende Hinterlassenschaft musste allerdings von einem professionellen Unternehmen entsorgt werden: Ein Galvanikbetrieb hatte etwa 26 mit Chemikalien gefüllte 50 Liter Galonen in der Höhle hinterlassen. Durch die Übernahme von Verantwortung und der anfallenden Kosten für die professionelle Entsorgung durch das Nachfolgeunternehmen wurde auch hier eine Lösung gefunden. Da die Behälter teilweise zerbrochen waren, ist jedoch dort auch der Bodenbereich kontaminiert, so dass eine rückstandsfreie Wiederherstellung vermutlich nicht gelingen wird.
Nachdem der Boden freigeräumt war, wurde dieser mit in der Höhle befindlichen Kalksteinen aufgefüllt. Ein rote Schnur dokumentiert die ehemalige Höhe von Schutt und Müll.
Am Ende des Hauptgangs der Frettlöhrhöhle befindet sich ein Raum, von dem aus im zweiten Weltkrieg ein zweiter für den Luftschutz erforderlicher Zugang geschaffen wurde. Der untere Teil der aufwärts führende Treppe wurde wieder freigelegt. Der zugemauerte und verfüllte Eingang bleibt jedoch auch zukünftig verschlossen.
Parallel zur Entsorgung wurde bereits mit der weiteren Erforschung und Vermessung begonnen. In der Hoffnung Fortsetzungen zu finden, wurde u.a. ein hoch mit ausgesprengten Kalksteinen gefüllter Nebenraum geräumt. Dort wurden jedoch nur unbefahrbare Gangansätze gefunden.
Freigeräumt vom Blockwerk – doch leider geht es hier nicht weiter. Foto: U. Brämer
Die zwischenzeitlich durchgeführte Vermessung der nun bekannten Teile führte zu einer Ganglänge von 131 Metern. Besonders interessant sind potenzielle Fortsetzungen in eine mögliche untere Etage. Denn wie aus anderen Höhlen in der Gegend bekannt ist, bilden sich die Höhlengänge oft in unterschiedlichen Höhen an den Schichtfugen jeweils entlang der Klüfte, so dass sich auch hier ein dreidimensionales Gangsystem gebildet haben könnte. Die Erforschung und Neulandsuche wird weiter gehen.