Das Hardthöhlen-Schlufrohr

Die meisten Höhlenforscher betreiben die Speläologie mit großer Ernsthaftigkeit – jedoch sollte auch der Spaß nicht zu kurz kommen. So könnte das sogenannte Hardthöhlen-Schlufrohr auf den ersten Blick für eine Bespaßungseinrichtung gehalten werden. Die Initiative zum Bau des Schlufrohrs hat jedoch einen ganz realen und ernsthaften Hintergrund.

Da kommt Freude für den Höhlenforscher auf. Durch ein absenkbares Brett kann die verbleibende Öffnung stark verkleinert werden. Foto: U. Brämer

Als vor über einhundert Jahren nach der schon bekannten Unteren Hardthöhle auch die Obere Hardthöhle entdeckt wurde, schlossen die seinerzeitigen Erforscher aus, dass beide Höhlenteile miteinander in Verbindung stehen könnten. Erst viele Jahrzehnte später gelang es den Höhlenforschern des AKKH, eine Verbindung zu öffnen, die jedoch aufgrund des gebrächen Gesteins auf einer Länge von 3 Metern mit einem Tunnel aus KG Rohren DN 400 gesichert werden musste. Der Innendurchmesser von 38 Zentimetern und ein zusätzlicher Winkel von etwa 30° zwischen zwei Rohrsegmenten lassen die Durchquerung für so manchen Höhlenforscher zur Herausforderung werden.

Schwieriger Rohrtransport durch das Labyrinth der Oberen Hardthöhle. Foto: W. Hölken

Zur Verbandstagung des VDHK im Jahr 2018 in Iserlohn-Letmathe wurde eine Exkursion in die Untere und Obere Hardthöhle angeboten. Um die dafür angemeldeten Forscher zu testen und ihnen einen Eindruck vom Bevorstehenden zu vermitteln, galt es für sie, ein Meterstück des gleichen Rohres zu durchqueren. Unabhängig davon erfreute sich das kurze Rohrstück auch bei anderen, insbesondere jüngeren Tagungsteilnehmern großer Beliebtheit.

Das Hardthöhlen-Schlufrohr besteht aus zwei Rohrsegmenten und einem Winkelstück mit verstellbarer Engstelle. Foto: U.Brämer

Mit den so gemachten Erfahrungen, Verbesserungsvorschlägen und Ideen im Gepäck wurde Anfang 2019 eine stark erweiterte Version aufgebaut. Das Hardthöhlen-Schlufrohr besteht nun aus drei ineinander gesteckten Segmenten: zwei Meterstücken KG Rohr und einem Winkelstück aus Holz. Anders als das Meterstück zuvor, sind die Rohre fixiert, haben einen Abstand vom Boden und die Rohrenden sind zum Schutz vor Schnittverletzungen abgerundet. Am Winkelstück befindet sich zusätzlich die Möglichkeit, durch Absenken eines Brettes in mehreren Stufen eine Engstelle zwischen 34 und 14 Zentimetern Höhe zu simulieren. Durch den Kreisquerschnitt wird die verbleibende Öffnung dabei nicht nur flacher, sondern auch an den Seiten schmaler. Wer jedoch glaubte, die Höhe von 14 Zentimetern sei „unbezwingbar“, sah sich schon beim ersten offiziellen Einsatz auf dem Fest „Rund um den Elisenturm“ am 17. und 18. August 2019 eines Besseren belehrt. Ein zugegebenermaßen recht junger Forscher durchquerte in dieser Einstellung das Hardthöhlen-Schlufrohr. Zur Darstellung der Realität unter Tage sind auf dem Schlufrohr Fotografien vom Einbringen der Rohre, verschiedene Ansichten bei der Befahrung sowie ein Höhlenplan aufgezogen. Den realen Verhältnissen kommen wir mit dem Hardthöhlen-Schlufrohr schon recht nahe. Da die Rohrverbindung in der Höhle jedoch einen Meter länger ist und sich am Winkel mit den Jahren ein Versatz der Rohre ergeben hat, sollte die Engstelle an unserem Schlufrohr auf 24 Zentimeter Höhe eingestellt werden, um einen vergleichbaren Schwierigkeitsgrad zu erreichen. So kann neben der öffentlichkeitswirksamen Verwendung am AKKH-Infostand das Schlufrohr für Höhlenforscher zum Testen und Trainieren genutzt werden. Das sportive Austesten der persönlichen Grenzen wird damit ausgelagert und kann zumindest einen kleinen Beitrag für die Sicherheit der Forscher und den Schutz der Höhlen leisten – und Spaß machen darf es natürlich auch.