Das Mädchen aus der Blätterhöhle

Neben der klassischen Entdeckung von „Neuland“ können Höhlenforschern auch bedeutende archäologische Funde gelingen. So geschehen im Jahre 2004, als Höhlenforscher des Arbeitskreises Kluterthöhle e.V. in der Blätterhöhle in Hagen u.a. Knochen des „Mädchens aus der Blätterhöhle“ entdeckten.

Zur Entdeckungsgeschichte dieses herausragenden archäologischen Fundes wird verkürzt kolportiert, dass die Höhlenforscher und die hinzugezogenen Archäologen zunächst nicht ahnten, welche Bedeutung ihr Fund erlangen würde. Nun wären die Archäologen auch noch heute ahnungslos, da die Fachleute die Skelettreste aufgrund ihres guten Erhaltungszustandes für nur wenige 100 Jahre alt hielten. Deshalb war auch keine der beteiligten Behörden bereit, die Kosten für eine Datierung zu übernehmen. Daraufhin gab der gemeinnützige Arbeitskreis Kluterthöhle e.V. die Altersbestimmung (C14- Datierung) einer Schädeldecke auf eigene Kosten in Auftrag. Das Ergebnis war eine Sensation. Die untersuchte Schädeldecke war 10.700 Jahre alt. Der gut erhaltene Schädel des „Mädchens aus der Blätterhöhle“ ist immerhin noch 5.600 Jahre alt.

Blätterhöhlen Mädchen, AKKH, Hagen
Das Modell des gefundenen Schädels und das daraus rekonstruierte Aussehen des Mädchens aus der Blätterhöhle. Foto: G. Lintl

Unter großem öffentlichen Interesse wurde am letzten Freitag (17.07.15) das von der Rechtsmedizinerin Dr. Constanze Niess aufwändig rekonstruierte Gesicht der jungen Frau präsentiert. Das Steinzeitmädchen gehörte zur Gruppe der Jäger und Sammler. Diese lebten, und das ist eine neue Erkenntnis, die weltweit erstmalig durch Funde aus der Blätterhöhle belegt werden konnte, über einen längeren Zeitraum zugleich mit den Ackerbauern und Viehzüchtern. Hätte das Mädchen moderne Kleidung an, würde sie sich nicht von den heutigen Menschen im Aussehen unterscheiden.

Blätterhöhlen Mädchen, AKKH, Hagen
Rechtsmedizinerin Dr. Constanze Niess mit ihrem Werk. Foto: G. Lintl
Blätterhöhlen Mädchen, AKKH, Hagen
Lothar Kruse – einer der Entdecker – mit dem Höhlenplan der Blätterhöhle. Foto: G. Lintl

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